Der 3 Sterne Ride nach Szolnok – Ungarn (ein Erfahrungsbericht)

Der 3 Sterne Ride nach Szolnok – Ungarn (ein Erfahrungsbericht)

Zeitraum: 30.12.2021 bis 05.01.2022

Team: 6 Leiter, 9 Teilnehmer und ein Kleinkind (12 aus Würzburg, 4 aus Schweinfurt)

Fahrzeuge: 1 VW Bus, 1 Opel Zafira, 1 Land Rover plus Anhänger

Unser Ziel:  Szolnok, eine Stadt etwa 100 km südöstlich von Budapest

Das Anliegen: Hilfsgüter und Geschenke verteilen, den Ranger Stamm in Szolnok kennenlernen (Stammposten 30), Blick über den Tellerrand – andere Kulturen und Lebensbedingungen kennenlernen

Mit Dabei: 180 Strahlende Augen Päckchen, Kleidungspakete, Spielsachen, Matratzen, Elektrogeräte, Fahrräder, Kinderbetten und -stühle

Unterstützt von GAIN Germany in Gießen, die uns vorab eine Wechselbrücke mit 6,3 t Zuladung nach Ungarn gefahren haben. Diese wurde in einem Lagerhaus in Szolnok entladen und zwischengelagert.

Unterkunft: in einem Schullandheim Gebäude in Lakitelek, ca. 40 km von Szolnok entfernt

Unsere Partner vor Ort: Stamm 30 Szolnok, mit der Stammleiterin Rebeka und ihrem Mann Zsolt Ferenczi, den dortigen Pastor der Gemeinde

 

Do, 30.12.2021

Dieser Tag war der Anreisetag. Wir sind alle gegen 16:30 Uhr in unserer Unterkunft angekommen. Diese wurde vorab schon von den dortigen Rangers liebevoll für uns vorbereitet. Wir konnten entspannt unsere Zimmer beziehen, zu Abend essen und gemeinsam die nächsten Tage besprechen und planen. Der erste Abend wurde mit Liedern und Gemeinschaft beschlossen.

 

Fr, 31.12.2021

Ziel des heutigen Tages war der Besuch der Foster Houses, das sind Pflegehäuser in staatlicher Hand, in denen Kinder und junge Erwachsene wohnen und aufwachsen, die in ihren Herkunftsfamilien nicht mehr gut versorgt waren und deshalb aus diesen herausgeholt werden mussten. Jede Wohneinheit wohnt dabei in einem kleinen angemieteten Haus und wird von jeweils 4 Erziehern betreut, die in Schichten arbeitend rund um die Uhr für die Bewohner da sind.

Nach einem leckeren Frühstück und der Morgenandacht sind wir in den Tag gestartet.

Ein Team von 4 Leuten ist losgefahren um Einkäufe zu erledigen: große Mengen Lebensmittel wie Mehl, Zucker, Salz, Öl und Kartoffeln zum Verteilen, außerdem noch etwas Inhalt für unsere Geschenktüten für die Bewohner der Pflegehäuser.

Der Rest hat fleißig die Geschenktüten verpackt: dabei waren Duschgel und Handtuch, was zum Knabbern, Naschzeug, Malbücher und Stifte, kleines Spiel etc.

Nach einem kleinen Ausflug in die nähere Umgebung und einem gemeinsamen Mittagessen ging es los nach Tiszaföldvar zu den Pflegehäusern. In 2 Teams aufgeteilt, besuchen wir jeweils 3 Häuser die alle über die Ortschaft verteilt liegen. Dabei werden wir von Ranger-Leitern aus Szolnok begleitet die für uns aus dem Englischen ins Ungarische übersetzen und uns so die Kommunikation sehr erleichtern. Wir singen Lieder, erzählen kurz wer wir sind und berichten von Gottes Liebe für sie. Für jedes Kind gibt es eine Geschenktüte.

In den Häusern werden wir herzlich aufgenommen, teilweise werden wir mit Essen und Trinken versorgt und dürfen die Bewohner ein wenig kennenlernen. Teilweise bekommen wir Weihnachtskarten und gebastelte Weihnachtsdeko geschenkt.

Nach diesem eindrücklichen Besuch geht es zurück in unsere Unterkunft. Der Silvesterabend steht vor der Tür. Diesen dürfen wir gemeinsam mit 20 ungarischen Rangers verbringen. Wir genießen ein ausgiebiges und leckeres Abendessen. Danach gibt es ein buntes Spielprogramm für alle. Wir haben sehr viel Spaß gemeinsam und werden wohl die ein oder andere Spielidee für den Stamm mit nach Hause nehmen.

Nach einer kurzen Andacht von Rebeka, der Stammleiterin, begrüßen wir das neue Jahr mit Wunderkerzen und süßem, pinken Kindersekt. Ein gelungener Abend und ein Jahr geht zu Ende.

 

Sa, 01.01.2022

Diesen Morgen haben wir genutzt um ein bisschen auszuschlafen. Nach einem guten Frühstück und einer Andacht sind wir zu unserem Lager gefahren.

Dort haben wir eine große Sortieraktion der Hilfsgüter gestartet um alle möglichst so verteilen zu können, dass Dinge auch dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden.

So entstanden einzelne Stapel für unterschiedliche Zielgruppen, die in den nächsten Tagen an verschiedenen Stellen verteilt werden sollten.

Nach dieser Umwälzaktion wurden wir wieder mit einem wunderbar leckeren Mittagessen versorgt.

Anschließend war Zeit für ein Austausch mit den ungarischen Leitern. Wir konnten erste Eindrücke miteinander teilen. Dabei haben wir viele Hintergrundinfos über das Leben in den Foster Houses, den Stand der Sinti und Roma in Ungarn und deren Lebensverhältnisse, aber auch über den Ranger Stamm und die Ranger Arbeit allgemein in Ungarn erhalten. Es war eine sehr intensive Zeit mit teilweise krassen Eindrücken über das Leben in diesem Teil von Ungarn.

Vollgefüllt mit diesen Eindrücken erfolgte ein weiterer Besuch der Foster Houses. Diesmal hat jede Gruppe die jeweils anderen Häuser besucht. Dieses Mal hatten wir ein kleines Grußwort, ein Spiel und Kleidungspakete für die Bewohner dabei. Diese wurden teilweise schon mit einem großen Hallo und lustigem Verkleiden ausgepackt. Es war wieder eine sehr schöne Stimmung, manches konnten wir mit unserem neuen Blickwinkel anders wahrnehmen und verstehen.

Den Abend verbrachten wir nach einem gemeinsamen Abendessen und Austausch mit einem Spieleabend ohne Gäste.

 

So, 02.01.2022

Dieser Tag stand ganz im Zeichen der Gemeinde in Szolnok.

Wir fuhren früh los um pünktlich zum Gottesdienst da zu sein. Wir durften uns mit einem kleinen Grußwort und 3 Liedern am Gottesdienst beteiligen. Es war toll zu erleben, wie die Gemeinde die Lieder die wir in Deutsch singen in Ungarisch singt und so wirkliche geistliche Gemeinschaft entsteht. Wir haben zwar unterschiedliche Sprachen, beten aber ein und denselben Gott an. Auch beim anschließenden Lobpreis der Gemeinde war diese Verbundenheit deutlich zu spüren. Ein Ride Teilnehmer setzte sich kurz entschlossen auf die verwaiste Cajon und wurde so ein Teil des Lobpreisteams. Wir sangen gemeinsam Lieder und wurden so zum Teil der Gemeindegemeinschaft. Das war echt bewegend.

Anschließend konnte Rainer, unser Leiter, noch das geistliche Bild teilen, welches uns schon das ganze Ride über begleitet. Es ist das Bild eines Baumes:

  • Die Wurzel: ist Gott
  • Der Stamm: ist Jesus
  • Die Äste und Zweige: sind der Heilige Geist
  • Die Blätter: sind wir als Christen
  • Für wen sind die Früchte: diese sollen für andere da sein und reichlich verteilt werden  denn kein Baum isst seine Früchte selber auf

Im Anschluss gab es ein großes leckeres Büffet für die gesamte Gemeinde. Wir wurden wieder einmal reichlich versorgt. Nach einer Mittagspause sollten die Kinder des Ranger- Stammes zur Gemeinde kommen, um dort einen gemeinsamen Nachmittag mit uns zu verbringen.

Es wurde eine sehr lustige gemeinsame Zeit mit Bewegungsliedern, vielen Spielen und einer kleinen Andacht. Danach durften wir die Kids noch mit Strahlende Augen Päckchen beschenken. Es war ein wirklich kostbarer Tag in der Gemeinde.

Den Abend verbrachten wir wieder ohne Gäste in unserer Unterkunft mit Austausch, vielen Liedern und Spielen.

 

Mo, 03.01.2022

Dieser Tag stand ganz im Zeichen des Besuchs in Tiszabö. Ein Dorf, welches von Sinti und Roma bewohnt wird.

Seit einiger Zeit ist die Malteserorganisation dort tätig und versucht mit verschiedenen Angeboten die Bevölkerung zu erreichen und sie zu unterstützen ihre Lebenssituation ein bisschen zu verbessern.

Wir sind mit der Info in das Dorf gekommen, dass wir Mamas mit ihren Kleinkindern treffen und haben Strahlende Augen Päckchen und viele weitere Pakete mit Kleidung und Spielsachen etc. im Gepäck.

Dort angekommen, gestaltet sich der Tag jedoch ein bisschen anders als angenommen. Aber auf eine Weise durch die wir einen guten, intensiven Eindruck des Dorfes bekommen. Wir teilen uns in drei Gruppen auf und bekommen im Rotationsbetrieb Einblick in verschiedene Bereiche des Dorfes und der Arbeit der Malteser vor Ort.

Eine Gruppe bleibt in dem Haus, das für die Arbeit mit den Kleinsten im Dorf und ihren Eltern bestimmt ist. Dort gibt es wöchentlich ein festes Programm wie Musik machen, kochen, malen etc. Anfang und Ende der Woche gibt es ein sättigendes Essen für jeden, da nicht klar ist, wie am Wochenende die Versorgung in den Familien aussieht. Den Müttern werden die Grundlagen von Kinderpflege, Hygiene, Finanzplanung etc. vermittelt. Sie sollen so die Chance bekommen, sich durch neues Wissen aus alten Strukturen lösen zu können. Es gibt ein Arztzimmer in dem die Kinder untersucht und geimpft werden können. Es gibt extra Förderangebote für Sprache, Motorik etc. Ziel ist es die Kinder soweit in ihren sprachlichen, motorischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten zu fördern, dass sie dem Schulunterricht später ohne Probleme folgen können und eine gute Bildung als Grundlage für einen weiteren guten Lebensweg zu erhalten.

Die Ziele der Malteser sind sehr ambitioniert und sie engagieren sich stark und gestalten z.B. die Räume sehr liebevoll. Es sind aber alles nur Angebote die sie machen können. Wer es annehmen und davon profitieren möchte, nutzt diese.  Ich denke die Hoffnung ist da, dass es noch mehr Familien sind.

Wir bekommen auf jeden Fall einen guten Einblick in die Arbeit in diesem Haus, dürfen einzelne Frauen und ihre Kinder kennen lernen und ein leckeres traditionelles Sinti und Roma Essen genießen.

Eine weitere Gruppe bekommt derweil eine Führung durch das Dorf, gespickt mit vielen Hintergrundinfos. Das Dorf macht einen tristen kargen Eindruck. Die Straßen sind nicht befestigt und durch das Wetter schlammig. Viele Häuser sind heruntergekommen und unverputzt, teilweise fehlen Fenster, die Gärten sind erdig und matschig. Es macht, gerade auch für Kinder, einen sehr trostlosen Eindruck. Wir erfahren, dass dieses Dorf bis vor ca. 20 Jahren ein normales ungarisches Dorf mit gut gehender Landwirtschaft und Industrie war. Dann wurde das Dorf bei einem Hochwasser überschwemmt und zerstört. Viele Bewohner sind weggezogen und die Regierung hat die Häuser gekauft um gezielt Sinti und Roma Familien dort anzusiedeln. Damit hat sich das Gesicht des Dorfes komplett verändert. Das gesamte Dorf besteht eigentlich aus insgesamt nur 7 Familien wobei ein bestimmter Familienclan ca. 70% der Dorfbevölkerung ausmacht. Dennoch ist das Dorf von Missgunst und Neid geprägt. Wir erfahren, dass sich Familien nicht trauen etwas im Garten anzubauen, da es sonst die Nachbarn klauen könnten, bevor man selbst etwas davon hat oder das einem auch einfach die Kleidung von der Wäscheleine entwendet werden kann, wenn man nicht aufpasst. Es gab mal ein Gemeinschaftshaus in dem Feste und gemeinsame Aktivitäten stattfinden konnten. Dieses wurde jedoch Einrichtungsgegenstand um Einrichtungsgegenstand und Stein um Stein weggeklaut. Jetzt gibt es keins mehr. Solche Geschichten machen uns sehr betroffen.

Aber es hat sich schon einiges ins positive entwickelt seitdem die Malteser vor Ort arbeiten und auch die Polizei zeigt wohl mehr Präsenz. Es gibt eine neu erbaute Sporthalle und auch ein Schulgebäude soll neu errichtet werden. Es gibt ein Haus mit Gelegenheiten zum Wäsche waschen und eines in dem Schüler am Nachmittag zusammenkommen können um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Das stimmt etwas hoffnungsvoll für die Zukunft.

Die dritte Gruppe begleitet unsere Kontaktperson von den Maltesern in das Haus in dem sie arbeitet. Dort gibt es extra Förderangebote für Kinder verschiedenen Alters. Außerdem ist dort auch das Büro der sog. Paten der Familien. Jede Familie hat eine ihr zugewiesene Person, welche die Familie gut kennt und versucht, sie mit dem was sie braucht zu unterstützen. Durch diese Kontakte zu den Familien, dürfen wir im Anschluss auch noch ein paar der Familien in ihren Häusern besuchen.

Nachdem jede Gruppe einmal alles gesehen hat, treffen wir uns wieder. Verteilen die Strahlende Augen Päckchen und bringen die mitgebrachten Pakete und Güter in dem Kinderhaus unter, von wo aus sie gezielt an Familien weiterverteilt werden können. Jetzt besuchen wir in kleineren Gruppen noch einzelne Familien in ihren Häusern. Durch diese Einblicke verstärkt sich teilweise der Eindruck von Hoffnungs- und Trostlosigkeit. Auf der anderen Seite sehen wir wie Mamas ihren Kindern mit ihren begrenzten Mitteln ein liebevolles Zuhause einrichten.

Nach diesem sehr eindrücklichen Erlebnis fahren wir zu unserem Zwischenlager, wo wir wieder einmal ganz wunderbar beköstigt werden. Wir laden noch weitere Pakete für den nächsten Tag in den Anhänger und räumen das Lager soweit auf, dass die übrigen Güter auch nach unserer Abreise weiterhin gut verteilt werden können.

Danach geht es zurück in die Unterkunft, wo wir wieder einen entspannten Abend als Ride- Gemeinschaft erleben.

 

Di, 04.01.2022

Unser letzter Tag in Aktion. Geplant ist ein erneuter Besuch in Tiszabö. Diesmal sollen wir Schulkinder treffen, dafür sind wir wieder mit Strahlende Augen Päckchen und Hilfspaketen ausgestattet. Wir sind gespannt, wie sich der Tag gestalten wird.

Letztlich fahren wir als gesamte Gruppe durch das Dorf um gezielt Häuser anzufahren und die dortigen Familien zu besuchen. Es gehen immer zwei bis drei Personen in die Häuser, verteilen die Päckchen und bekommen einen kleinen Einblick in die Lebensweise der Bewohner. Die Kinder können wir dabei leider nicht kennen lernen, da sie noch nicht von der Schule zurück sind.

Dieses Vorgehen gestaltet sich als sehr langwierig, aber wir bekommen nochmal einen Eindruck des Dorfes und der Nöte und können hoffentlich ein wenig Freude verteilen.

Im Anschluss daran fahren wir zurück in die Unterkunft und beginnen unsere Sachen für die Abfahrt am nächsten Tag zu packen. Außerdem bereiten wir noch den Abend mit unseren Gästen vor.

An diesem Abend bekommen wir nochmal Besuch von unseren ungarischen Freunden, den Leitern der RR 30 und dürfen das berühmte ungarische Gulasch genießen.

Im Anschluss verbringen wir noch einen gemeinsamen Abend mit unseren Gästen, an dem viele Dankesworte, Geschenke und Ride- Urkunden verteilt werden. Wir beten miteinander und verabschieden uns in der Hoffnung auch in Zukunft den gewonnenen Kontakt nicht zu verlieren.

 

Mi, 05.01.2022

Wir stehen früh auf, um nach einem sättigenden Frühstück, einer Andacht und einem letzten Putz die Heimreise anzutreten. Müde, aber erfüllt mit neuen Eindrücken und Erlebnissen kommen wir am Abend wieder zu Hause an.

 

Wir sind dankbar für Bewahrung auf allen Fahrten, reibungslose Grenzübertritte, eine bombastische Versorgung mit leckerem Essen durch die ungarischen Ranger und Gemeinde, tolle Gemeinschaft und die Erfahrung Gottes Liebe mit Wort und Tat weitergeben zu können.

                      

 

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